Dusche gefällig?

Februar 2023.

Ich sitze gerade am PC, als mein Handy plötzlich eine WhatsApp-Nachricht meldet. Ach nee, Rodrigo … Er hätte nichts mehr von mir gehört und ob mir unser Treffen nicht gefallen hätte. Och, das Treffen an sich war ja ganz nett, aber ich stehe nun mal nicht für außereheliche Seitensprünge zur Verfügung, sorry.

„Tut mir leid, ich war sehr beschäftigt und hatte einfach keine Zeit“, texte ich nur kurz und lege das Handy wieder beiseite. Es läuft mit dem Schreiben gerade so gut, da will ich mich nicht unterbrechen lassen. Doch schon pingt das Telefon wieder.

„Ich verstehe, dass du beschäftigt bist, aber wenn du einen Moment hast, würde ich dich wirklich gerne wiedertreffen.“ Ach herrje, ich glaube, ich weiß, worauf das hinausläuft.

„Ist im Moment wirklich schwierig.“, antworte ich kurzangebunden und gehe wieder offline. Schon pingt es wieder. Himmel.

„Ich dachte, wir schreiben unseren Roman.“ Hä? Wie meint er das denn jetzt?

„Unseren Roman?“

„Ja, über mein Leben.“ Oh. Uh. Das hatte ich ja ganz vergessen. Dann habe ich mich vielleicht in ihm und seinen Absichten getäuscht? Peinlich, peinlich.

„Oh, stimmt, wir hatten ja darüber gesprochen. Gib mir ein bisschen Zeit, damit ich mich organisiere, ja?“, schreibe ich jetzt wesentlich freundlicher zurück und gehe wieder offline. Das verflixte Handy trötet keine fünf Minuten später erneut los.

„Ich könnte es dir ins Ohr flüstern.“ Ähem, ja, sicher doch. Verdammt. Ich hatte mich also doch nicht in seinen Absichten getäuscht. Ich antworte mit einem Emoji, das Erstaunen ausdrückt, und schreibe nichts weiter dazu, sondern gehe wieder offline. Zehn Minuten später pingt das blöde Telefon erneut. Grrrr. Genervt greife ich danach, eigentlich gegen meinen Willen, aber ich kann nicht anders. Wenn ich weiß, dass eine Nachricht da ist, muss ich auch nachgucken. Moderne Zeiten, moderne Macken.

Ich lese zu meinem belustigten Erstaunen oder meiner erstaunten Belustigung oder überhaupt insgesamt zu meiner Erheiterung: „Jetzt muss ich duschen gehen, um mich abzukühlen, nachdem ich mir vorgestellt habe, wie ich dir meine Geschichte ins Ohr flüstere.“ Äh, ja. Kein Kommentar.

Ich schicke daher auch nur kommentarlos eine Figur, die sich mit der Hand gegen die Stirn klatscht.

Fünf Minuten später pingt das dämliche Mobilding erneut. Das gibt’s doch nicht!! Ich greife schnaubend und kopfschüttelnd danach. Also wirklich.

„Ich sehe schon, du möchtest nicht zu mir rüberkommen und mit mir zusammen duschen.“ Was?! Na klar doch. Mit deiner Frau im Nebenzimmer, ja?

Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, antworte aber nicht mehr, sondern gehe wieder offline, speichere meinen Text und beschließe, mir ein richtig gutes Glas Wein zu gönnen. Danach werde ich dann so schön angeheitert über diese ganze Geschichte lachen. Am besten am Telefon mit Fiona …

Am nächsten Vormittag geht mein Handy wieder los.

„Ich hoffe, es war nicht zu gewagt von mir, dir eine gemeinsame Dusche vorzuschlagen.“ War meine Nicht-Antwort denn nicht deutlich genug? Ich entscheide jedoch, mich ganz als super coole, megalässige und erfahrene Frau von Welt zu geben und antworte daher nur:

„Nein, keine Sorge. Ich weiß, dass das nur ein Witz war.“ So, da hat er einen Ausweg und kann dabei das Gesicht wahren. Aber nein …

„Um ehrlich zu sein, das ist etwas, das ich wirklich gerne mit dir machen würde. Ich weiß nicht, ob du den gleichen Wunsch hast.“ GRRRRRRRRRRR. Nö. Ich bin mit Ben zusammen, auch wenn der gerade nicht da ist und nur spärlich schreibt. Außerdem ist da immer noch eine Ehefrau im Hintergrund. Tja, jetzt muss ich leider deutlich werden und ihm einen Korb geben.

„Es tut mir leid, aber dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Du wolltest Freunde finden, und wir können gerne Freunde sein, aber mehr nicht.“

„Selbstverständlich, deine Freundschaft ist mir sehr wichtig“, rudert er jetzt eilig zurück, fügt dann aber noch ganz galant hinzu: „Aber ich finde dich auch ausgesprochen attraktiv. Du bist so süß.“ Nett, aber trotzdem nein.

„Dann also Freunde.“, schreibe ich abschließend und gehe kopfschüttelnd wieder offline. Natürlich höre ich nie wieder von ihm.