Ich tapse schlaftrunken durchs Haus, lasse überall die Jalousien hoch und erlebe die erste Überraschung des neuen Tages – schon wieder hat mich ein Gerät im Stich gelassen … Die Jalousie meiner Terrassentür bewegt sich keinen Millimeter. Der Motor röchelt nur noch heiser und mitleiderregend.
Seufzend rufe ich einen Bekannten an, der Fensterbauer ist. Ein schnelle Katzenwäsche und in meine Klamotten gesprungen, denn schon steht Javier vor der Tür. Er hört sich den auf dem letzten Loch pfeifenden Motor an, kratzt sich ein bisschen am Kopf und sagt dann mit Grabesstimme: „Da ist nicht mehr viel zu machen. Die Reparatur wird teurer als ein neuer Motor.“ Puh.
„Wie alt ist der Motor denn?“
„Elf Jahre.“, rechne ich nach.
„Dann hast du ihn mehr als amortisiert, die Dinger halten normalerweise nur so fünf oder sechs Jahre.“, versucht er nun, mich zu trösten, und verspricht mir, den neuen Motor am Mittwoch einzubauen. „Wenn ich ihn heute bestelle, habe ich ihn bis spätestens Mittwochmorgen hier.“
Am Mittwoch klingelt Javier bei mir an: Seine beiden Mitarbeiter sind auf dem Weg, um den Motor auszutauschen. Es ist jetzt elf Uhr. Prima, genug Zeit bis ich zum Unterricht muss.
Um zwölf sind die beiden immer noch nicht da. Ein kurzer Anruf bei Javier: Aha, bei einem anderen Kunden hat es länger gedauert.
Um kurz vor eins ruft Javier mich erneut an: „Sind sie mittlerweile da?“
„Nö.“, antworte ich nur trocken und schiele immer wieder besorgt auf die Uhr.
„Ok, ich melde mich wieder.“
Wenige Minuten später ist er wieder in der Leitung: „Also, jetzt sind sie wirklich auf dem Weg zu dir. Sie wurden noch aufgehalten und haben dann die Straße nicht gefunden.“
Um viertel nach eins klingeln seine Mitarbeiter endlich bei mir. Ich zeige ihnen wo die besagte Jalousie ist und setze mich dann an meinen PC, weil ich noch ein paar Übungen für meine Schüler ausdrucken muss. Ich höre die Männer ächzen und schnaufen und alle möglichen „Ach du liebes Bisschen“ von sich geben. Okaaaayyy, das fängt ja schon mal gut an … Ich stelle mich lieber taub.
„Señora?“, tönt es auch schon wenige Minuten später.
„Ja?“, ich stehe widerstrebend auf und gehe zu ihnen.
„Das ist eine Sicherheitsjalousie!“, sagt einer der Männer fassungslos.
„Ja, und?“, frage ich jetzt doch leicht verwirrt. „Javier weiß das. Er hat den Kasten aufgemacht und die Jalousie gesehen.“
„Ja, aber … wir müssen sie ganz auseinandernehmen!“, jammert jetzt der andere.
„Ja, gut.“, zucke ich mit den Schultern und schaue sie aus großen Augen an, denn laut Javier war das alles kein Problem, und mir ist das egal, solange sie es hinterher wieder zusammenbauen. Die Montage war schließlich in dem genannten Preis inbegriffen.
Die beiden schnaufen erneut und machen sich stöhnend an die Arbeit, während ich wieder zum PC zurücktrotte. Um viertel vor zwei ruft mich einer der beiden wieder: „Señora!“
Ich stehe wieder auf, gehe zu ihnen rüber und finde ein absolutes Chaos vor. Die Jalousie ist in tausend Einzelteile zerlegt, der alte Motor noch nicht demontiert und der neue demzufolge auch noch nicht montiert.
„Also, wir gehen dann jetzt essen.“, erklärt der ältere der beiden Männer zu meinem absoluten Entsetzen, während der jüngere fast schon mit einem Bein zur Tür raus ist.
„Wie bitte?“, frage ich wieder einmal völlig entgeistert.
„Jaa, wir kommen nach dem Essen wieder.“
„Und wann ist das?“ Yep, ich will es wie immer ganz genau wissen.
„Och, so um halb vier.“, bekomme ich zu hören. Garniert von einer abwägenden Handbewegung. Kann also auch vier Uhr sein. Weiß man wohl nicht so genau …
„Unmöglich!“, wehre ich entschieden ab. „Um halb vier muss ich zur Arbeit.“
„Och, dann kommen wir morgen wieder.“, sagt nun der andere völlig unbekümmert.
„Und wann wäre das dann?“
„Nachmittags.“
„Geht nicht, da arbeite ich auch.“
„Dann vormittags, wann Sie wollen.“
„Sekunde.“, sage ich und wähle Javiers Nummer, der den Anruf zum Glück sofort annimmt. Ich schildere ihm die ganze Geschichte, und er erklärt kategorisch:
„Morgen geht überhaupt nicht. Da sind wir den ganzen Tag ausgebucht.“ Nur gut, dass ich ihn angerufen habe …
Schließlich vereinbaren wir Freitag. Die beiden Männer ziehen von dannen und lassen mich in einem ziemlichen Chaos zurück. Die Jalousie liegt in tausend Einzelteilen am Boden, dazu Schrauben und Schräubchen, Unterlegscheiben und was weiß ich was alles. Ich schiebe den ganzen Kram ein bisschen zusammen und zur Seite, damit ich mich wenigstens problemlos bewegen kann und sich auch meine Tiere nirgendwo verletzen können. Du meine Güte.
Also, mal sehen, was hatten wir bisher alles? Im letzten Jahr der Rohrbruch im Bad und der abgenippelte Kühlschrank; in diesem Jahr Scammer, Hacker, Mickey Maus im Motorraum meines Autos, die kaputte Deko Schrägstrich der Poltergeist, dann war da noch mein kaputter Router und jetzt der Motor.
Beim nächsten Einkauf besorge ich im Supermarkt vorsorglich wieder Rosmarin. Man weiß schließlich nie …